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Im Moment liegt aufgrund der Corona-Pandemie vieles ziemlich brach – so leider auch die europäische Projektarbeit an unserer Schule. Nichtsdestotrotz stehen wir in engem Kontakt zu unseren europäischen Kollegen und tauschen uns mit ihnen aus, um zu hören, wie es ihnen ergeht und wie sie mit der Situation umgehen. Unser aktuelles Erasmus+-Projekt „Culture and work in Europe“ war leider besonders betroffen von den neuen Umständen. Eigentlich war im Mai eine Projektfahrt nach Italien geplant, Unterkunft und Flüge bereits gebucht und natürlich haben sich Schüler wie auch Lehrer riesig darauf gefreut. Doch dann kam die Absage… Abgesehen von der Enttäuschung waren wir natürlich alle sehr besorgt um die Schüler*innen und Lehrer*innen unserer Partnerschulen, vor allem um die in Italien, da tagtäglich neue schlimme Informationen über die medizinische Ausnahmesituation im Land herausgegeben wurden. Unsere Partnerschule liegt in Statte, Apulien, gewissermaßen im Absatz des geographischen Stiefels im Süden Italiens. Das ist weit weg von den am stärksten betroffenen Regionen im Norden, wie z.B. der Lombardei, aber dennoch nah dran.

Wie wir hier in Deutschland und vor allem an den Schulen mit der Situation umgehen, erleben wir ja täglich. Wie sieht es aber bei unseren Partnern in Italien, Kroatien und der Slowakei aus? Das hat uns sehr interessiert und deshalb haben wir einfach nachgefragt.

Die Slowakei war zunächst nicht so schlimm von der Pandemie betroffen wie einige andere Länder, allerdings stiegen auch dort die Infektionszahlen. Stand Mitte Oktober gab es knapp über 18.797 bekannte Corona-Erkrankungen sowie 61 Todesfälle. Die Schulen wurden am 20. März geschlossen und erst am 1. September wieder geöffnet. Die getroffenen Maßnahmen zum Schutz aller am Schulleben Beteiligten ähneln sehr den unsrigen: Es wird konsequent gelüftet, für alle stehen Desinfektionsmittel bereit, Materialien sollen nicht ausgetauscht werden und es herrscht Maskenpflicht auf dem gesamten Schulgelände. Die Masken müssen dort auch während des Unterrichts getragen werden. In jeder Schule wurde ein Isolationsraum eingerichtet. Schüler*innen, bei denen während der Schulzeit Covid-Symptome auftreten, müssen diesen Raum unverzüglich aufsuchen und dort warten, bis sie von ihren Eltern abgeholt werden. (Die Schüler*innen unserer Partnerschule sind jünger als unsere Schüler*innen.) Am 1. Oktober wurde von der Regierung der Notstand ausgerufen. Es wird erwartet, dass die Schutzmaßnahmen im Land verstärkt werden. Inzwischen wurde uns mitgeteilt, dass die Schüler*innen der weiterführenden Schulen wieder ausschließlich online unterrichtet werden.

Mit über 19.932 bekannten an Corona erkrankten Personen und 317 Toten ist Kroatien aktuell schlimmer betroffen als die Slowakei. Auch hier wurden die Schulen im März geschlossen und die Schüler*innen online unterrichtet, allerdings nicht wie bei uns zeitlich etwas flexibel, sondern genau nach Stundenplan mit Hilfe von Videokonferenzen über Yammer oder Microsoft Teams. Sogar die Prüfungen wurden online durchgeführt. Die jüngeren Schüler*innen wurden nicht von ihren Lehrern, sondern über das öffentlich-rechtliche Fernsehen unterrichtet. An jedem Werktag wurden dafür spezielle Lehr-Sendungen ausgestrahlt. Die Eltern standen mit den Lehrer*innen in engem Kontakt und tauschten sich über Chat-Dienste wie Viber oder soziale Lernnetzwerke wie Edmondo aus. Inzwischen findet auch in Kroatien wieder Präsenzunterricht statt. Bevor die Schüler*innen zur Schule kommen, müssen sie ihre Temperatur messen und diese in ein spezielles Notizbuch eintragen. Die Lehrkräfte kontrollieren das. Es wird dafür gesorgt, dass sich die einzelnen Klassen auf dem Schulgelände nicht begegnen, d.h. die Schulglocke wurde abgestellt und die Schüler*innen kommen und gehen zu unterschiedlichen Zeiten. Außerdem wird jede Klasse von so wenig unterschiedlichen Lehrer*innen wie möglich unterrichtet.  Zu Essenszeiten gehen die Jüngeren klassenweise in die Schulmensa, die Älteren erhalten ihr Mittagessen im Klassenraum. Wie in der Slowakei muss auch in Kroatien jede Schule einen Isolationsraum einrichten. Sollte sich bei einem Schüler bzw. einer Schülerin ein Ansteckungsverdacht bestätigen, muss die gesamte Klasse sofort zurück in den Online-Unterricht. Ansonsten ist vieles ähnlich wie bei uns: Die Schüler*innen und Lehrer*innen tragen Masken, es gibt überall Desinfektionsmittel, die Räume werden ständig gelüftet und vieles mehr.

Italien gehört zu den am schlimmsten von der Pandemie betroffenen Ländern in Europa. Über 349.494 Personen infizierten sich bisher mit dem Corona-Virus, 36.140 Menschen starben bereits daran. Die Schulen wurden von März bis September geschlossen. Inzwischen sind sie wieder geöffnet, aber unter strengen Auflagen. Wie in Kroatien werden die einzelnen Klassen voneinander abgeschirmt und dürfen sich auf dem Schulgelände nicht begegnen. Eltern dürfen das Schulgelände gar nicht erst betreten, d.h. Elterngespräche finden ausschließlich telefonisch oder online statt. Die Schüler*innen und Lehrer*innen müssen kontinuierlich Masken tragen, die Tische stehen weit auseinander und natürlich wird auch hier ständig gelüftet und desinfiziert. Ein Austausch von Schulmaterialien ist nicht erlaubt. Wie in der Slowakei und Kroatien müssen die Schulen einen Isolationsraum einrichten, falls jemand Symptome zeigt. Ansonsten haben uns die italienischen Kolleg*innen noch erzählt, dass die Lehrkräfte regelmäßig zu Corona-Tests geschickt werden. Hier in Deutschland erfolgt das bisher auf freiwilliger Basis.

Wir alle hoffen sehr, dass leere Klassenräume der Vergangenheit angehören und wir bald wieder zu unserem gewohnten Schulalltag zurückkehren können. Allerdings sind alle Lehrer*innen in sämtlichen Partnerländern dazu angehalten, sich mit Hilfe von Fortbildungen auf weiteres Distanzlernen vorzubereiten. Tragen wir alle unseren Teil dazu bei, dass es nicht mehr dazu kommen muss!