Kollegiale Hospitation in der Internationalen Klasse am Berufskolleg Rheydt-Mülfort

Deutsche Sprache, schwere Sprache. So viel ist klar. Wie also jemandem, der noch nie ein Wort Deutsch gesprochen oder geschrieben hat, die Sprache der Dichter und Denker vermitteln? Um gemeinsam Antworten und Inspiration zu finden, war ich heute bei meiner Kollegin Sonja Grieger in der internationalen Klasse des Berufskollegs Rheydt-Mülfort zu Gast. Dies ist Teil unseres Zusatzstudiums im Fach „Deutsch als Zielsprache“ an der RWTH Aachen, das wir in den letzten zwei Semestern absolviert haben. Hier lernen Studierende den professionellen Umgang mit internationalen Klassen sowie Teamwork über Bildungsganggrenzen hinweg. Es ist wirklich spannend die gelernte Theorie nun in der Praxis zu erproben! Das ließ sich auch Schulleiterin Stephany Kerstges nicht entgehen.

7:55 Uhr: Sonja Grieger steht hochmotiviert mit einigen farbigen Buchstabenkarten vor ihren Schützlingen. Zum Stundeneinstieg werden sie gemeinsam die bisher gelernten Buchstaben und Laute wiederholen. Es wird viel gelacht und die Schülerinnen und Schüler haben sichtlich Freude daran, die Bilder und Buchstabenkombinationen zu erraten. Schließlich wird das „d“ als neuer Buchstabe eingeführt. Im Anschluss folgt eine Übungsphase, die jedem Schüler erlaubt, in seinem eigenen Lerntempo Materialien einer aus fünf verschiedenen Stationen bestehenden Lerntheke zu bearbeiten. Am Berufskolleg Rheydt-Mülfort wird individuelle Förderung großgeschrieben und deswegen erhält in den internationalen Klassen jeder Schüler und jede Schülerin einen Wochenplan, den es zu bearbeiten gilt. Die Ergebnisse werden hierbei teilweise von der Lehrkraft und teilweise von den Lernpartnern kontrolliert. Langfristiges Ziel ist es, dieses Arbeiten immer selbstständiger auszurichten, so dass die Schülerinnen und Schüler auch für ein eigenständiges Berufsleben in Deutschland gewappnet sind. Zum Schluss finden sich alle Lernenden für einen kommunikativen Abschluss des Deutschlerntages in einem Stuhlkreis zusammen. Sie interviewen mich als Gast mithilfe von einfachen Fragen zum Alltag, die sie schon gelernt haben. Das ist für die Schülerinnen und Schüler eine fantastische Lernerfolgskontrolle und eine schöne Motivation zugleich, denn schließlich konnten sie noch vor ein paar Monaten kein Wort Deutsch sprechen. Wow!

Nach Abschluss der Stunde setzten Frau Grieger und ich uns dann noch für eine abschließende Reflektion der Stunde und mögliche Verbesserungsmöglichkeiten zusammen, denn wir wollen uns nicht auf den schon guten Ergebnissen ausruhen, sondern den Lernprozess zum Wohl unserer Schülerinnen und Schüler stets optimieren.

Ich freue mich schon auf den Gegenbesuch am Schiller-Gymnasium in Witten!

Christine Kaever