Im Rahmen des Leonardo da Vinci-Projektes VETPRO bekam ich in der Zeit vom 05.05.2014 bis zum 09.05.2014 die Möglichkeit, unsere Partnerschule in Zaragoza (Spanien), das Instituto Santiago Hernández, zu besuchen. Bei diesem Projekt geht es darum, Konzepte individueller Förderung (leistungsschwacher und -starker) SchülerInnen an Schulen der beruflichen Ausbildung im europäischen Ausland zu erkunden und zu vergleichen.
Die Aufnahme an der spanischen Partnerschule war sehr freundlich. Durch diverse Gespräche mit den spanischen KollegInnen sowie auch durch Hospitationen in Klassen unterschiedlicher Bildungsgänge und Fächer konnte ich erfahren, wie individuelle Förderung am Instituto Santiago Hernández betrieben wird. Zunächst kann festgehalten wer-den, dass es dort, wie auch an unserer Schule, kein übergeordnetes Konzept gibt. Dennoch gibt es viele Maßnahmen, mit denen versucht wird, die SchülerInnen zu fördern und sie so auf die zukünftige Berufswelt vorzubereiten. Hierzu zählen z. B. bilinguale Klassen, wobei die SchülerInnen selber entscheiden können, ob sie das betreffende Fach lieber in Spanisch oder in Englisch unterrichtet haben möchten.
Für SchülerInnen mit Förderbedarf werden spezielle Förderkurse angeboten, teilweise zusätzlich zum regulären Unterricht. SchülerInnen mit Verhaltensauffälligkeiten werden ebenfalls z. T. gesondert in Kleingruppen unterrichtet. Hierbei erfolgt stets eine enge Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften, Eltern und der Schulpsychologin.
In dieser einen Woche habe ich auch einiges über das spanische Schulsystem erfahren, das sich z. T. doch sehr von unserem deutschen unterscheidet. Ein grundlegender Unterschied ist, dass es in Spanien keine duale Berufsausbildung gibt. Die SchülerInnen treten nach ihrem Schulbesuch direkt ins Arbeitsleben ein. Die Ausbildung erfolgt ausschließlich in der Schule. Die spanischen SchülerInnen absolvieren nach ihrem Schulabschluss ein mehrmonatiges Praktikum in einem Unternehmen. Im günstigsten Fall entwickelt sich hieraus ein späteres Arbeitsverhältnis. Häufig ist es aber auch so, dass die SchülerInnen nach dem Praktikum weiter zur Schule gehen, wenn sie keinen Arbeitsplatz gefunden haben. Die hohe Jugendarbeitslosigkeit ist in der Tat ein riesengroßes Problem in Spanien. Ich musste jedoch auch feststellen, dass die SchülerInnen z. T. sehr wenig Eigeninitiative ergreifen, um diesem Problem zu entgehen bzw. entsprechend entgegenzuwirken. Die Jugendlichen wissen häufig gar nicht, was sie eigentlich wollen; ihnen mangelt es vielfach an konkreten Zielvorstellungen. Hierbei unterscheiden sie sich gar nicht so sehr von den deutschen Jugendlichen.
An unserer Partnerschule in Zaragoza werden u. a. angehende Friseurinnen ausgebildet. Die Ausbildung findet sowohl theoretisch als auch praktisch in gut ausgestatteten Fachräumen in der Schule statt. Die praktische Ausbildung in der Schule erfolgt an Personen, sogenannte „Models“, die sich den Schülerinnen zur Verfügung stellen, um an ihnen die nötige Praxis zu erproben. An meinem letzten Schultag stellte ich mich zwei Schülerinnen entsprechend zur Verfügung. Nach jeweils kurzen Einweisungen durch die Lehrerin konnten die Schülerinnen ihr Können erproben.
Neben den vielen beruflichen Erkenntnissen sollte aber auch der kulturelle Aspekt nicht zu kurz kommen. So bot sich eine Spanischkollegin, die im letzten Jahr im Rahmen des Projektes unsere Schule besucht hat und wir uns auf diese Weise bereits kennen gelernt haben, an, mir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Zaragoza zu zeigen. Sie holte mich in meinem sehr zentral gelegenen Hotel am Sonntagabend kurz nach meiner Ankunft in Zaragoza ab und wir zogen dann los. Ich erhielt so gleich zu Beginn meines Aufenthaltes wertvolle Informationen und Hinweise, bevor dann am nächsten Tag für mich auch die Schule begann. Nach Schulschluss standen für mich nachmittags die Kultur und die Erkundung Zaragozas auf dem Programm. Auch in dieser Hinsicht hat Zaragoza einiges zu bieten. Zaragoza verfügt über viele Museen und Kirchen. Hier haben mich insbesondere die Basilika del Pilar, das Wahrzeichen Zaragozas, sowie der Aljaferia Palast, eines der wichtigsten Bauwerke der spanisch-moslemischen Architektur aus dem 11. Jahrhundert, beeindruckt.
Zusammenfassend kann ich sagen, es war eine sehr interessante und lehrreiche Woche. Ich kann nur jedem, sei es Kollegen oder Schülern, empfehlen – wenn sich die Möglichkeit bietet – ins Ausland zu gehen und dort Erfahrungen zu sammeln und damit den eigenen Horizont zu erweitern. Viele Dinge nimmt man anschließend aus einer etwas anderen Perspektive wahr.